Heute sind wir im Bietigheimer Stadtteil Sand. Ursprung des Stadtteils ist die nationalsozialistische Mustersiedlung „Sand“, die ab 1935 entstand. Damals sollte mit Beschäftigungsprogrammen die Wirtschaft angekurbelt und der nationalsozialistische Siedlungsgedanke propagiert werden. Am 17.4.1935 erfolgte der erste Spatenstich durch Bürgermeister Gottlob Holzwarth , wie auf unserem Foto zu sehen ist.
Die DLW (Deutsche Linoleumwerke), die Kammgarnspinnerei und die Firma Kienzle förderten die Finanzierung mit günstigen Darlehen für ihre Arbeiter, später kamen in geringerem Umfang weitere Bietigheimer Firmen dazu. Die Auswahl der Siedler lag bei den Firmen, kinderreiche Familien sollten bevorzugt werden. Mit etwas Eigenkapital, den günstigen Darlehen der jeweiligen Arbeitgeber und der Kreissparkasse sowie viel Eigenleistung (jeder Siedler musste 600 Arbeitsstunden leisten) waren die Häuser auch bei niedrigen Einkommen erschwinglich und nach ca. 30 Jahren abbezahlt.
Zwischen 1935-1938 entstanden in 4 Bauabschnitten insgesamt 179 Häuser in 9 verschiedenen Haustypen. Die Siedlungshäuser hatten zwar im Vergleich zu heute eine geringe Wohnfläche, aber sehr große Grundstücke die eine weitgehende Selbstversorgung mit Obst Gemüse und eine Kleintierhaltung ermöglichten. Die Gesamtanlage folgte der Idee eines „fränkischen Siedlungsdorfes“ mit Dorfplatz, Brunnen, Spielplatz, Sportplatz und Kindergarten. Die geplante Schule konnte nicht mehr vor dem Krieg gebaut werden. Die Sandschule und die Friedenskirche entstanden erst nach dem Krieg.
Das Foto des Bietigheimer Fotografen Otto Kienzle zeigt eine Gesamtansicht der Sandsiedlung ca. 1937. Deutlich zu erkennen sind die gleichförmigen Einfamilienhäuser und die großen Gartenflächen dazwischen.
Otto Kienzle hat auch die Bauarbeiten mit der Kamera festgehalten.
Heute ist der Stadtteil Sand ein grünes, altstadtnahes Wohngebiet mit fast 3000 Einwohnern. Das charakteristische Siedlungsbild ist noch weitgehend erhalten, wenn auch viele der Siedlungshäuschen inzwischen verändert und vergrößert wurden und in vielen Gärten weitere Häuser gebaut wurden.