Das Rathaus in Bietigheim wurde 1507 erbaut. Die Unterlagen zu diesem Neubau gingen während des Bauernkriegs 1525 und der Plünderung des städtischen Archivs verloren. Der Stadtschreiber Sebastian Hornmold (1500-1581) erhielt 1526 vom Magistrat den Auftrag, das Stadtrecht aus mündlichen und schriftlichen Quellen zusammenzutragen. Aus den Bietigheimer Annalen wissen wir deshalb, dass das heutige Rathaus das dritte in Bietigheim war. Das erste Rathaus muss es schon vor 1364 (Stadterhebung) gegeben haben und war laut den Annalen später das Wohnhaus des Michel Hornmold. Das zweite Rathaus war um 1400 ebenfalls ein Neubau und stand ungefähr auf der Stelle, auf der heute der Ulrichsbrunnen steht. Um den Marktplatz zu erweitern wurde das zweite Rathaus 1506 nach Freudental als Wohnhaus verkauft und ein neues, das heutige Rathaus, an seinem bekannten Platz erbaut. Das Rathaus wurde als Fachwerkbau im spätmittelalterlichen Stil mit Erdgeschosshalle, Saal im 1 OG., zwei Stuben im 2. OG und Erker erbaut. Wie fast alle Rathäuser, war das multifunktionale Gebäude auch gleichzeitig das Kaufhaus. Das Baujahr konnte mittels einer dendrochronologischen Untersuchung des Fachwerks bestätigt werden. Das Fachwerk besteht aus Tanne und Eiche. Das Rathaus wurde zwar als Fachwerkbau errichtet, aber in späteren Jahrhunderten dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst und im 18. Jahrhundert verputzt. Seitdem wurde es mehrfach verändert aber der Verputz beibehalten, da das Fachwerk auch nicht in allen Bereichen original erhalten ist. Wann genau die charakteristische Bemalung hinzugekommen ist, ist unklar. Das Rathaus steht unter Denkmalschutz, der Status vom 18. Jahrhundert wird im Rahmen des Schutzes beibehalten.
1: Das Rathaus um 1900, Fotograf unbekannt
2: Das Fachwerk ist nicht zum ersten Mal freigelegt. Foto: C. Ehninger, 1928 bis 1931
3: Skizze Ansicht von Osten 1948
4: Bietigheim 1643 von M. Merian: Topographia Sueviae



