Ein Leben mit der Geschichte – Die Schenkung Kurz kommt ins Stadtarchiv

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Bücher kommen auf unterschiedliche Art in den Besitz von Stadtarchiv und –museum. Neben dem Ankauf sammelt und erhält man Jubiläumsschriften, Zeitschriften und anderes von Vereinen, Firmen etc. Weiterhin gibt es den Schriftentausch mit anderen Archiven oder Museen. Und manchmal erhält man auch Schenkungen. Oft handelt es sich dabei um einzelne Stücke, die ein Archivnutzer oder Museumsbesucher abgibt. In den Jahren 2021 und 2022 gab es jedoch interessante Angebote mit einem deutlich größeren Umfang.

Eins davon ist die stadthistorisch wertvolle Schenkung Kurz: „Anfang 2022 hat mir Kulturamtsleiter Stefan Benning mitgeteilt, dass die Familie Kurz der Stadt den Nachlass an Büchern und anderem aus dem Besitz von Manfred und Anne Dorle Kurz angeboten hat“, erinnert sich der Leiter des Stadtarchivs Dr. Christoph Florian. „Wir haben überlegt, was damit geschehen soll und beschlossen, die Bibliothek in die wissenschaftliche Bibliothek des Archivs einzugliedern. Am 6. April fand dann die erste Sichtung im Haus der Familie Kurz im Stadtteil Buch statt“. Was Christoph Florian und seine Mitarbeiterin Sonja Eisele dort vorfanden, war eine über das ganze Haus verteilte gut geordnete Sammlung zur lokalen und regionalen Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte usw., die die Sammlung der wissenschaftlichen Bibliothek von Archiv und Museum hervorragend ergänzt.

Manfred Kurz arbeitete von 1973-1993 als Rektor der Grundschule am Weimarer Weg. In seiner Freizeit setzte er sich sein Leben lang für die Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte Bietigheim-Bissingens ein. 1984 war Kurz Mitgründer und zunächst der 2. Vorsitzende des Geschichtsvereins. Von 1987 bis 2013 leitete er den Verein und prägte ihn in dieser Zeit entscheidend. Er erarbeitete die Jahresprogramme mit zahlreichen Vorträgen und Exkursionen, die oft er selbst oder auch seine Frau Anne Dorle hielten oder durchführten. Außerdem war er mitverantwortlich für die Schulung von über 20 Stadtführern. Häufig führte Kurz auch selbst historisch Interessierte durch seine Stadt. 2013 wurde er mit einer 58-Cent-Sonderbriefmarke geehrt, die Kurz als Stadtführer mit Dreispitz und Laterne zeigt.

Als ehrenamtlicher Beauftragter der archäologischen Denkmalpflege war Manfred Kurz – immer unterstützt von seiner Frau, die auch Zeichnungen von den Fundsituationen und besonderen Fundstücken anfertigte - rund 20 Jahre lang bei Baustellenbeobachtungen aktiv, z.B. im Weilerlen oder im Heckenland. Er entdeckte neue Fundstellen, führte Notbergungen durch und informierte die Denkmalbehörde über neue Entdeckungen. Interessante archäologische Funde, die vom Denkmalamt nicht übernommen werden konnten, lagerte das Ehepaar gut geordnet im Keller des eigenen Hauses. Sie sind mittlerweile in den Besitz des Stadtmuseums übergegangen.

Über die Jahre dieses vielfältigen Engagements entstand die Kurz´sche Bibliothek, die mit jeder Tätigkeit und Aufgabe an Umfang wuchs.

Neben seinem Engagement für die Stadtgeschichte war Manfred Kurz Kirchengemeinderat der evangelischen Pauluskirche und von 1988/89 auch als Gemeinderat der FDP tätig. Für seine Verdienste erhielt er 1999 die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg.

Während die archäologischen Objekte in ihrer Gesamtheit vom Stadtmuseum Hornmoldhaus übernommen werden konnten, musste die Bibliothek Kurz mit der Bibliothek von Archiv und Stadtmuseum abgeglichen werden. Dr. Christoph Florian und seine Mitarbeiterin Marion Petri waren auf der Suche nach Büchern, die noch nicht in der wissenschaftlichen Bibliothek des Stadtarchivs und –museums vorhanden waren. Unterstützt wurden sie von Erik Riexinger, Student der Archivwissenschaft an der FH Potsdam, der im August/September 2022 ein einmonatiges Praktikum am Bietigheim-Bissinger Archiv absolvierte. Zunächst erstellte das Team anhand von Fotos eine Liste von Zeitschriften und Reihen, die sich in beiden Bibliotheken befanden und machte die Bände ausfindig, die dem Archiv und Museum noch fehlten. Diese wurden dann im Wohnhaus der Familie Kurz herausgesucht und beiseitegelegt. Monographien wurden mit Computerhilfe einzeln mit der Bibliothek des Museums und Archivs abgeglichen. Diese Arbeiten waren bis zum 23. September abgeschlossen.

Die herausgesuchten Bücher - ungefähr 25 Regalmeter - wurden nun von den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes in Umzugskisten verpackt und im November zur vorübergehenden Lagerung in das neue Magazin im Gebäude der ehemaligen Deutschen Linoleumwerke (DLW) transportiert.

Ab Frühjahr 2023 folgt die Bearbeitung der Bände für die Bibliothek des Archivs und Museums durch Marion Petri. Im zweiten Stock des Stadtarchivs neben dem Bietigheimer Rathaus wird Buch für Buch in das Computerprogramm der Bibliothek eingepflegt. Um die Schenkung vom bisherigen Bibliotheksbestand zu unterscheiden, erhält jedes Buch aus der Sammlung Kurz einen besonderen Stempel. Weiterhin wird der Ursprung der Bände auch an zwei Stellen im Bibliotheksprogramm vermerkt. Nach der Bearbeitung folgt die Einordnung in die Bibliothek im Erdgeschoss des Gebäudes. Dort stehen die Bände der Präsenzbibliothek sowohl den Mitarbeitern des Archivs und Museums als auch Archivnutzern zur Verwendung in den Archivräumlichkeiten zur Verfügung.