Die „Villa Mühleisen“ in der Stuttgarter Straße

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Das Haus mit der Nr.62 an der ehemaligen Bietigheimer Bahnhofstraße, der heutigen Stuttgarter Straße, fällt auf. Eine Inschrift über der Haustür verrät das Baudatum: Erbaut 1900.

Damals begannen die Linoleumwerke auf der gegenüberliegenden Straßenseite gerade mit der Produktion. Auf der westlichen Seite der Bahnhofstraße gab es noch kaum Häuser. Die Arbeitersiedlung der Linoleumwerke, das Köpenick, wurde erst 1906 gebaut und die übrigen Häuser auf dem Aurain erst sehr viel später.

Hier erbaute sich also um die Jahrhundertwende der in Bietigheim geborene Kaufmann Eugen Mühleisen (1853-1916) eine repräsentative Villa. Er war als Direktor einer Spinnerei in Blumenthal bei Bremen reich geworden. Die „Villa Mühleisen“ galt damals als das schönste Haus der Stadt. Entworfen wurde sie nicht von einem Bietigheimer Architekten, sondern von Ernst Bäcker aus Blumenthal. Das Haus war luxuriös ausgestattet. So gab es z.B. auf jedem Stockwerk ein Bad mit emaillierter Badewanne und einem Badeofen, damals eine Besonderheit. Eugen Mühleisen war unverheiratet und lebte mit seinen ledigen Geschwistern in der Villa. Später waren in der Villa Mietwohnungen und eine Arztpraxis, Ende der 90er Jahre war einige Jahre eine Gaststätte im Untergeschoss, die „Villa Kunterbunt“, zu der auch ein Biergarten gehörte.

Auf einer Ansichtskarte, die 1903 verschickt wurde, ist die Bahnhofstraße mit den Linoleumwerken und die „Villa Mühleisen“ abgebildet. Die Bahnhofstraße war damals noch nicht richtig ausgebaut, sie erhielt erst einige Jahre später Gehwege und eine Allee aus Rotdornbäumchen auf beiden Seiten.

Zur „Villa Mühleisen“ gehörte ursprünglich ein großes Gartengrundstück das auf dem Luftbild der Firma Aero-Express aus den 50er Jahren noch gut zu erkennen ist. Hinter dem Grundstück Mühleisen war damals noch eine große Ackerfläche. Am unteren Bildrand sind das „Köpenick“ und die Häuser in der Schoeller und Karl-August-Maerz-Straße zu sehen, rechts die neu gebauten Schulen im Aurain.

Das 3. Foto, vermutlich aus den 30er Jahren, zeigt eine Schafherde auf der Ackerfläche hinter der „Villa Mühleisen“.